Wie funktioniert Schnittschutz?

Schnittschutzkleidung funktioniert prinzipiell immer gleich. Zwischen Ober- und Futterstoff wird eine mehrlagige Schicht aus lose verwebten, sehr langen, feinen und reißfesten Fäden eingearbeitet. Durchtrennt die Sägekette die oberste von mehreren Schnittschutzlagen, werden Faserbündel herausgerissen, die das Kettenrad blockieren und die Sägekette so zum Stillstand bringen. Dies geschieht innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Die Anzahl der Lagen ist weder ein Sicherheits-, noch ein Qualitätskriterium. Eher gilt: je weniger Lagen, desto anspruchsvoller ist die technische Konstruktion. So hat sich nur fünf- bis sechslagiger, multi-elastischer Schnittschutz auf dem Prüfstand des KWF (Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.) als sehr sicher erwiesen. Dies liegt zweifellos daran, dass ein Teil der Energie, die von der Kette übertragen wird, durch elastische Materialien aufgezehrt wird.
Piktogramm einer Motorsäge vom KFW-Test

Wichtige Kennzeichnungen und Prüfsiegel

Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass die Schnittschutzausrüstung mindestens mit dem Zeichen „KWF-Standard“ bei Schnittschutzhosen, beziehungsweise „KWF-Test“ bei Schnittschutz-Beinlingen und dem Piktogramm der Motorsäge (siehe rechts) gekennzeichnet ist.

Die Einhaltung der entsprechenden Norm EN 381 ist obligatorisch.

Pflege und Haltbarkeit von Schnittschutzhosen

Das Waschen und Trocknen sowie der Schmutz und Harz haben Einfluss auf die Funktion von Schnittschutz. Das liegt daran, dass Schmutzpartikel, Waschmittelreste sowie häufiges Waschen und Schleudern die Gleitfreudigkeit der Fasern beeinträchtigen können. Schnittschutzhosen sollten deshalb bei regelmäßiger Nutzung nach einer Tragedauer von 12 bis maximal 18 Monaten ausgetauscht werden.

Reparaturen an einer Schnittschutzhose dürfen niemals die Schnittschutz-Schicht betreffen, weil dadurch die Schutzfunktion beeinträchtigt oder sogar ganz aufgehoben werden kann. Bei Näharbeiten keinesfalls Oberstoff und Schnittschutz miteinander vernähen.

Aus der Auswertung des Unfallgeschehens ist bekannt, dass die am meisten gefährdeten Körperstellen im vorderen Beinbereich (Knöchel bis Hüfte) zu finden sind. Dieses Unfallgeschehen wurde auch bei der Normsetzung der EN 381 berücksichtigt.

Drei Schnittschutz-Formen bei Hosen und Beinlingen

Form A

Diese Form gilt als ausreichend für alle professionellen und geschulten Motorsägenführer bei normalen Holzerntearbeiten.

Die Abdeckung des Schnittschutzes ist aus nebenstehender Skizze ersichtlich. Wichtig ist der erweiterte Schutzbereich auf der jeweils linken Beinseite, der die übliche Haltung und die Kettenlaufrichtung der Motorsäge berücksichtigt.

Form C

soll (nur) von Personen benutzt werden, die normalerweise nicht oder nur in Ausnahmesituationen mit der Motorsäge tätig werden (Feuerwehren, THW, usw.).

Hierbei umfasst der Schutzbereich die Vorder- und Rückseite der Beine als Rundumschutz.

Form B

ist ein Übergang zwischen A und C. Diese Form hat sich weder als zweckmäßig noch als notwendig erwiesen.

Schnittschutz bei Schuhen und Stiefeln

Der Schutzbereich muss den gesamten vorderen Schuhbereich (inkl. Stahlkappe) abdecken. Außerdem darf der Zwischenraum zwischen der Sohle, beziehungsweise dem Rahmen und dem Schnittschutz nicht größer als 10 mm sein. Die Höhe des Schnitzschutzes ab Brandsohle muss 195 mm (siehe Abb. 3) betragen. Der gefährdetste Bereich ist der Mittelfuß und der Spann. Gefährliche Situationen entstehen vor allem beim Entasten und Ablängen.

Die Schnittschutzklasse - nur ein Kriterium unter vielen?

Die EN 381 unterscheidet 5 Schnittschutzklassen:

  • Klasse 0 = 16m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 1 = 20m/s Kettengeschwindigkeit (Standard)
  • Klasse 2 = 24m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 3 = 28m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 4 = 32m/s Kettengeschwindigkeit

Es hat sich gezeigt, dass die allermeisten Unfälle zuverlässig mit Schutzhosen der Schnittschutzklasse 1 vermieden werden können. Natürlich können Kettensägen unter Volllast weit höhere Kettengeschwindigkeiten erreichen, sodass die Wahl der Schutzklasse immer ein Kompromiss zwischen Arbeitssicherheit und Ergonomie darstellt.

Die höheren Schnittschutzklassen sind fast nur bei Schuhwerk zu finden. Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine PSA (Persönliche Schutzausrüstung) keinen absoluten Schutz vor Verletzungen bieten kann. Gute Bewegungsfreiheit ist ebenso wichtig wie hoher Tragekomfort und Schutz.