Der Ursprung der Jägersprache
Der Ursprung der Jägersprache geht bis ins 12. Jahrhundert zurück und umfasste einen Wortschatz von rund 10.000 jagdlichen Begriffen. Circa 3000 Wörter werden im aktuellen jagdlichen Sprachgebrauch noch aktiv genutzt. Mittels der jagdlichen Fachbegriffe konnte schon damals ein Sachverhalt kurz und bündig, aber vor allem bildhaft dargestellt werden. Nicht nur mit edler Jagdbekleidung, sondern auch mit Fachbegriffen für detaillierte Naturbeobachtungen und Beschreibungen des Wildes wollte sich der Adel bewusst vom "gemeinen Volk" absetzen und distanzieren. Der Adel verfügte damals über höfische Berufsjäger, diese nutzten die Jägersprache als Zunftsprache. Dem Adel war seinerzeit die Hohe Jagd vorbehalten. Das niedere Volk durfte, wenn überhaupt, das Niederwild bejagen und sollte die Waidmannssprache nicht benutzen. Erst im 17. und 18. Jahrhundert kamen Fachbegriffe aus der Niederwildjagd zur Jägersprache hinzu. Die Jägersprache ist eine der ältesten Zunftsprachen und wird heute noch angewendet.
Welches Wild zählt heute zum Hochwild?
Welches Wild zu Adelszeiten zum Hoch- oder Niederwild zählte, war von der Laune und Willkür des Adels abhängig. Nur der Adel durfte "Hohes Wild", überwiegend Schalenwild und Federwild, bejagen.
Nach dem Bundesjagdgesetz zählen aktuell folgende Wildtiere zum Hochwild.
- Alles Schalenwild außer Rehwild sowie vom Federwild das Auerwild, der Stein- und Seeadler. Zum Schalenwild gehören Elch, Rotwild, Damwild, Sikawild, Steinwild, Muffelwild und Schwarzwild.
Das ABC der Jägersprache
Die Jägersprache geht von A wie Abfangen bis Z wie Zerwirken. Einige Begriffe dieser Expertensprache werden jeden Tag völlig natürlich und umgangssprachlich verwendet. Kaum einer registriert, dass es sich hierbei um die Fachsprache der Jäger handelt. Beispiele hierfür sind "durch die Lappen gehen", "von etwas Wind bekommen", "die Flinte ins Korn werfen" oder "auf der Strecke bleiben". Es gibt aber nicht nur die Waidmannssprache, sondern auch jagdliche Signale, die mit einem Jagdhorn oder Signalhorn gespielt werden. Früher dienten diese Signale zur Verständigung zwischen den Jägern auf weitere Entfernung. Trotz Handy werden diese Signale heute noch genutzt und in Bläsergruppen geübt und gepflegt.
In diesem Blog verwendete Begriffe der Jägersprache kurz erklärt:
- Waidmannsheil: Begrüßung der Jäger untereinander und Glückwunsch zur Beute. Erwidert wird mit Waidmannsdank
- Hochwild: zum Hochwild gehören Elch, Rotwild, Damwild, Sikawild, Steinwild, Muffelwild, Schwarzwild, Auerwild und der Stein- sowie Seeadler
- Niederwild: alle dem Jagdrecht unterliegenden Wildtiere außer dem Hochwild
- Schalenwild: Sammelbegriff für Paarhufer, die dem Jagdrecht unterliegen (Hornträger, Geweihträger und Schwarzwild)
- Federwild: dem Jagdrecht unterliegende Vögel
- Jägerlatein: inhaltlich übertriebene Darstell- und Erzählweise von Jagderlebnissen
- Abfangen: ein Stück Wild kann mit einem Messer schnell erlöst werden, wenn der Schuss nicht sofort tödlich war
- Zerwirken: Wildtier küchenfertig zerlegen
- Flinte: Gewehr für Schrotpatronen, überwiegend für die Niederwildjagd
- Strecke: auf die Strecke werden die auf der Jagd erbeuteten Wildtiere in spezieller Reihenfolge gelegt
- Anblick: auf der Jagd Wildtiere sehen und beobachten
- Überläufer: Wildschwein, männlich und weiblich im zweiten Lebensjahr
- Keiler: männliches Wildschwein
- Sechsender: Geweih des Hirsches mit je 3-Enden (Verzweigungen) an jeder Geweihstange
- Zwölfender: analog dazu Hirschgeweih mit je 6-Enden an jeder Geweihstange
Jägerlatein, Märchen und Fabeln
Im weitesten Sinne gehört auch das Jägerlatein zur Jägersprache. Das Jägerlatein hat allerdings mehr mit dem Inhalt der Erzählung, als mit der fachlichen Wortwahl zu tun. Das heißt, beim Erzählen einer Jagdgeschichte über den erlebten Anblick oder die gestreckte Beute wird gern ein bisschen übertrieben, geprahlt oder gar geflunkert. So wird aus einem Überläufer schnell der dicke Keiler und aus dem Sechsender der Zwölfender. Diese übertriebene Erzählweise wird als Jägerlatein bezeichnet. Literatur zu diesem Thema wie z. B. das Buch Jagdliches Brauchtum und Jägersprache finden Sie in unserem Onlineshop.
Die alten Fabelbegriffe für Tiere werden ab und an im Alltag, besonders aber in der Literatur, noch genutzt. Fabelnamen sind Namen für Tiere in einer Sage oder einem Märchen. Die Tiere in einer Fabel sprechen wie Menschen und haben bestimmte Eigenschaften. Adebar ist stolz, Grimbart bedächtig und ruhig und Meister Lampe ist vorlaut und ängstlich.
Hier einige Beispiele für Fabelnamen von heimischen Wildtieren:
Die alten Fabelbegriffe für Tiere werden ab und an im Alltag, besonders aber in der Literatur, noch genutzt. Fabelnamen sind Namen für Tiere in einer Sage oder einem Märchen. Die Tiere in einer Fabel sprechen wie Menschen und haben bestimmte Eigenschaften. Adebar ist stolz, Grimbart bedächtig und ruhig und Meister Lampe ist vorlaut und ängstlich.
Hier einige Beispiele für Fabelnamen von heimischen Wildtieren:
- Wolf: Isegrim
- Fuchs: Reineke
- Hase: Meister Lampe
- Storch: Adebar
- Dachs: Grimbart
- Bär: Meister Petz
- Gans: Adelheid
- Luchs: Lynx
Trotz einer Vielzahl neuer und schöner Dinge um uns herum, sollten Traditionen und altes Brauchtum bewahrt und gepflegt werden. Das eine schließt das andere nicht aus, sondern ergänzt sich oft einfach. Und wie wir anhand der Jägersprache erkennen können, hat auch Brauchtum noch Platz in unserer heutigen Zeit.