Küssen unterm Mistelzweig
Die meisten der alten Glaubenssätze und Vermutungen über die Mistel sind im Laufe der Jahrhunderte verschwunden und haben den wissenschaftlichen Sichtweisen Platz gemacht. Ein paar wenige Aberglauben halten sich jedoch erfolgreich als beliebte Tradition in vielen Ländern. Dazu zählt auch der mit bekannteste – der Kuss unter dem Mistelzweig, der auf eine Sage der germanischen Schutzgöttin Frigga zurückzuführen ist. Die Überlieferung besagt, dass Paaren, die sich unter dem Zweig küssen, viel Glück beschert sein wird. Und unverheiratete junge Frauen, die sich unter der Mistel aufhalten, dürften laut Tradition einen Kuss nicht ablehnen. Blieben sie jedoch unter der Mistel ungeküsst, würden sie im kommenden Jahr nicht heiraten. Wie man sieht, entstammt dieser Brauch einer sehr alten Epoche mit einem ganz anderen Menschen- und insbesondere Frauenbild. Dieses entspricht schon lange nicht mehr dem heutigen Zeitgeist. Aber das ist ja bei vielen Traditionen so – an sich überholt, doch gerade dadurch für viele Menschen charmant. Daher wird der Brauch, gerade am Fest der Liebe, nach wie vor gerne gepflegt – vor allem im angloamerikanischen Raum, z. B. in den USA, wo sich küssende Liebespärchen unter Mistelzweigen so sehr zum Weihnachtsfest gehören wie bei uns der Christstollen zum Weihnachtskaffee.
So bleibt es für viele beim Treffen unter dem Mistelzweig dabei: Give me a kiss!