Warum muss die Waffe eingeschossen werden?

Es gibt viele Gründe, um mit der Jagdwaffe den Schießstand zu besuchen. Das Einschießen ist notwendig, um einen verantwortungsvollen Schuss bei der Jagd zu gewährleisten. Da Sie auf Lebewesen schießen, gibt es keinen Spielraum für vermeidbare Fehler, die aufgrund eines schlechten Treffers das Wild leiden lassen. Zudem bekommen Sie ein Gefühl für die Waffe und den Abzug. Denn auch wenn es eigentlich recht banal ist, auf 100 m mit einer modernen Waffe gute Treffer zu erzielen, so muss es dennoch geübt werden. Am Ende ist "sitzend aufgelegt" nämlich die Schießposition, die in der Praxis vom Hochsitz aus eingenommen wird.

Unterschiede beim Kontroll- und Einschießen

Das Einschießen beschreibt den generellen Prozess, die Waffe und das Zielfernrohr auf den Schützen persönlich einzustellen. Jede Person „guckt anders“, nutzt andere Dioptrieneinstellungen oder hat sonstige Präferenzen, die andere nicht teilen. Des Weiteren sammeln Sie Ihre Erfahrungen mit der Waffe und dem Zielfernrohr, besonders wenn es sich um eine Neuanschaffung handelt. Ein paar "Anlässe", wann Sie Ihre Waffe einschießen sollten:

  • auffällige Veränderung der Trefferlage
  • Umstieg auf bleifreie Munition oder andere Laborierung
  • nach chemischer Reinigung
  • neues Zielfernrohr
Bei einem Kontrollschuss wird die Treffgenauigkeit überprüft und bei Bedarf nachjustiert. Der Kontrollschuss lässt sich auch gut im Revier aus einer gut eingerichteten Kanzel oder einer anderen sehr stabilen Auflage wie zum Beispiel dem Autodach, der Motorhaube oder einem Strohballen antragen. Achten Sie dabei immer besonders auf Kugelfang und eine ruhige Auflage. Der Kontrollschuss wird u. a. durchgeführt, wenn
  • die Waffe länger nicht in Gebrauch war (z. B. sicherheitshalber nach einem halben Jahr) oder
  • die Waffe einem Strutz ausgesetzt war oder
  • bei Erschütterung des Zielfernrohrs oder
  • bei Verwendung von Munition aus einer neuen Charge.
Hinweis!

GEE oder Fleck?

Zunächst ist zu klären, ob Sie die Jagdwaffe auf 100 m "Fleck" oder GEE einschießen wollen. GEE steht dabei für „günstigste Einschießentfernung“. Sie beträgt i. d. R. auf 100 m Entfernung 4 cm "hoch". Beim Schuss schneidet die Geschossflugbahn nämlich zweimal die Visierlinie (Seelenachse). Der Vorteil liegt dabei darin, dass Sie auch bei üblichen jagdlich weiten Schüssen den Haltepunkt nicht verändern müssen. Was Sie als „jagdlich weit“ beurteilen, ist immer ein persönliches Empfinden. Bis zu welcher Entfernung Sie den Haltepunkt nicht verändern müssen, ist stark kaliber- und laborierungsabhängig. Daher lässt sich dazu keine allgemeine Aussage treffen.

Sollten Sie ein Zielfernrohr mit einer Absehenschnellverstellung (ASV) haben oder diese nachrüsten, so empfiehlt es sich immer, die Waffe auf „Fleck“ einzuschießen. Der Geschossabfall lässt sich in diesem Fall durch einige Klicks korrigieren.

Auf dem Stand

Die allermeisten Zielfernrohre weisen beschriftete Stellräder auf. Generell wird bei den Einstellungsgrößen von „Klicks“ gesprochen. Ein Klick entspricht dabei in der Regel einem Zentimeter oder ¼ MOA. Letzteres steht für Minute Of Angle, also Winkelminute. 1 MOA entsprechen also 1/60tel eines Winkelgrades. Umgerechnet entspricht eine Verstellung um 1 MOA ca. 2,9 cm bei einer Entfernung von 100 m. Bei unserem Beispiel von ¼ MOA wären dies 7,3 mm pro Klick. Dies ermöglicht also eine genaue Einstellung des Zielfernrohrs. Das Absehen wird immer zum Schuss gestellt. Schießt Ihre Waffe links, wird also auch das Absehen nach links verstellt. Bei den meisten Zielfernrohren auf dem deutschen Markt müssen Sie das seitliche Verstellrädchen in diesem Fall gegen den Uhrzeigersinn drehen.

Wie gehen Sie beim Schießen vor?

Eingangs wird die Waffe noch einmal überprüft. Ist sie sicher? Ist der Lauf frei? Sitzt die Montage fest?

Bei einem neu montierten Zielfernrohr sollten Sie die Waffe zunächst brechen oder den Verschluss entnehmen. Nun richten Sie die Waffe auf die Scheibe aus, indem Sie durch den Lauf schauen, dieser wird quasi wie ein Diopter benutzt. Anschließend stellen Sie auch das Zielfernrohr mittig auf die Scheibe ein. Wichtig ist dabei, dass die Waffe wirklich stabil liegt. Durch Auflagen wie Sandsäcke sollten Sie sowohl den Vorder- als auch den Hinterschaft stabilisieren. Nun können Sie einen ersten Kontrollschuss machen und ggf. noch ein wenig nachjustieren. Eine andere Möglichkeit ist es, ein wenig „blind“ zu probieren: Zunächst auf eine zum Beispiel 50 m entfernte Scheibe schießen und schauen, wo der Schuss sitzt. Anschließend wird die Abweichung korrigiert. Achtung: 1 Klick bewirkt nur die Hälfte der angegebenen Verstellung, da diese immer auf 100 m angegeben ist. Danach einen Schuss auf 100 m abgeben.

Jetzt eine 3er- oder 5er-Gruppe schießen, um zu sehen, ob die Munition mit dem Lauf harmoniert. Bei ganz neuen oder gerade chemisch gereinigten Waffen sollten Sie gegebenenfalls auch noch eine zweite Gruppe schießen, da der Lauf erstmal ein neues Profil benötigt. Wenn die Gruppe für Sie zufriedenstellend ist, dann können Sie nun das Absehen genau einstellen und mit einem letzten Schuss die Trefferlage noch einmal überprüfen.

Bei kombinierten Waffen mit verlöteten Läufen sollten Sie in der Regel nicht mehr als 2 Schuss hintereinander machen. Danach lassen Sie die Waffe einige Minuten abkühlen (ca. 7 Minuten, abhängig von Kaliber und Laufstärke). Durch das Erhitzen der Läufe ergeben sich andere Spannungen im Material. Würden Sie nun ohne Pause weiterschießen und die Visiereinrichtung nicht entsprechend nachstellen, würden die Schüsse vermutlich immer höher auf der Scheibe sitzen. Man spricht dabei vom so genannten „Klettern“.

Die Ausrüstung

Wie Sie wissen, ist eine sichere, routinierte Waffenhandhabung sehr wichtig. Bevor Sie Ihre Waffe einschießen, können Sie auch saubere Abzugskontrollen durchführen. Dies können Sie einfach und preiswert mit Pufferpatronen üben. Sie sollten außerdem den passenden Gehörschutz benutzen. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an aktivem und passivem Gehörschutz.

1 Aktiver Gehörschutz
2 Passiver Gehörschutz
3 Einschießhilfen

Zu Hause

Mit Hilfe von Einschießvorrichtungen und Hilfsmitteln wie Laserpatronen und Einrichtlasern ist ein zügiges und kostengünstiges Einschießen gesichert. Auch nach dem Schießstandbesuch muss die Waffe gereinigt werden. Nutzen Sie hierfür hochwertiges Waffen- bzw. Lauföl und die Putzhilfe Ihrer Wahl. Mit einer Laufreinigungsschnur lässt sich der Lauf auf die simpelste Weise säubern, indem Sie die Schnur einfach in Schussrichtung durch den Lauf ziehen.